Die geschlechtsneutrale Erziehung ist aktuell in aller Munde, vor allem weil Harry und Meghan angeblich diesen Erziehungsstil folgen wollen. Ob sie die geschlechtsneutrale Erziehung vollkommen übernehmen wollen, oder nur einige Aspekte, dass werden wir wohl nie richtig erfahren. Bedeutet aber eine geschlechtsneutrale Erziehung gleichzeitig auch geschlechtslos zu erziehen?
Wenn es nach dem bekanntesten Projekt Egalia in Schweden geht, sollen Kinder im Kindergarten bzw. in der Vorschule geschlechtsneutral erzogen werden. Im Rahmen des Projekts wurde das geschlechtsneutrale Pronomen „hen“ eingeführt, welches weder „sie“ noch „er“ bedeutet. Die Kinder werden dabei aufgefordert das geschlechtsneutrale Pronomen „hen“ oder das Wort Freund zu nutzen.
Darüber hinaus werden Bücher mit klassischen Rollen vermieden. So gibt es nur Bücher über gleichgeschlechtliche Paare, Alleinerziehende und Bücher über Adoptivkinder. Jungen werden nicht aufgefordert stark zu sein und Mädchen werden nicht auf besondere Achtsamkeit gepolt. Ein Kind aufgrund des eigenen Geschlechts in eine gewisse Rolle zu stecken, findet also absolut nicht statt. So gibt es auch keine Puppen mit Geschlechtsmerkmalen, auch sollen die Puppen unterschiedliche Gesichter haben; um eben nicht immer nur glücklich zu sein.
Generell ist eine geschlechtsneutrale Erziehung sehr Lobenswert, allerdings bin ich nicht mit dem ganzen Konzept einverstanden. Kinder sollten schon so erzogen sein, dass sie wissen wer sie zumindest körperlich sind. Ein Mädchen ist nun mal ein Mädchen und ein Junge ist ein Junge, zumindest in den meisten Fällen.
Auch wenn Kinder nicht geschlechtsneutral erzogen werden, können sie sich weiter entwickeln und ihre Persönlichkeit entfalten. Man muss ihnen den eigenen Körper nicht verheimlichen. Dementsprechend darf auch weiterhin sie und er gesagt werden.
Auch müssen Puppen nicht geschlechtsneutral sein, sie können dennoch beides sein, auch mit Geschlechtsbestimmung. Dies habe ich bei Emma im Spiel schon oft beobachtet, selbst wenn die Puppe nackt war. Auch müssen nicht irgendwelche Geschichten/Märchen verbannt werden, nur weil sie Mädchen und Jungen klar benennen.
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Das Kinderzimmer
Ich persönlich finde es viel wichtiger komplett unvoreingenommen an die Erziehung der Kinder heran zu gehen. Ich gebe ehrlich zu, dass wir dieses auch nicht immer komplett schaffen. So war auch schon die Kinderzimmereinrichtung ein kleiner „Streitpunkt“ zwischen Jan und mir. Wir wussten das es ein Mädchen wird und schon ging die Debatte los, welche Farben das Kinderzimmer erhalten soll.
Für Jan ganz klar, es soll nach Mädchen aussehen und auch rosa sein, wobei die Möbel hingegen schon einen neutralen Weißton haben durften. Ich hätte mir für unsere rosa-lila Herzwand, eher eine Zick Zack Tapete in türkis-grün Tönen vorgestellt, allerdings wollte Jan das auf keinen Fall für ein Mädchen so haben. Wie genau das Kinderzimmer nun aussieht, könnt ihr in unserem Beitrag „ein Zimmer für zwei Kinder: So sieht es bei uns aus!“ sehen.
Uneins, auch als Paar
Allein schon zwischen uns als Paar, sieht man den Unterschied, wie wir beide Farben definieren. Aber nicht nur wir als Paar haben „festgefahrene“ Vorstellungen. Auch wenn wir immer einen guten Kompromiss finden, so ist zum Beispiel unser Kinderwagen im großen und ganzen in Weiß gehalten und der Innenstoff ist weiß/blau kariert.
In den Kinderwagen habe ich mich damals auf den ersten Blick verliebt. Zu diesem Zeitpunkt haben wir das Geschlecht noch gar nicht gewusst. Ich war von Anfang an überzeugt, das dieser für beide Geschlechter passt, wobei Jan schon wieder ein paar Zweifel hatte. Also kauften wir ihn vorerst nicht. Mich persönlich erinnerte der Kinderwagen auch an meinen eigenen Wagen in dem ich schon als Kind sitzen durfte. Dieser war auch in Blau gehalten. An einem Samstagabend, als Jan mich von der Arbeit abholte, stand zu meiner Überraschung der Kinderwagen bei uns im Wohnzimmer und ich war überglücklich.
Eigene Wege finden das Kind geschlechtsneutral zu erziehen
Auch wenn unsere Emma in einem Mädchentraum wohnt und Jan sie am liebsten in rosa, pink und weiß und als kleine Prinzessin sieht, lassen wir sie sich frei entfalten. So hat Emma nie von uns nur „Mädchenspielzeug“ zum Spielen bekommen. Emma spielt gerne mit Autos, Dinosaurier und ihrer Holzeisenbahn. Genauso gerne spielt sie aber auch sie wäre ein Astronaut, Polizist und ist liebevolle Puppenmama und Spielzeugärztin.
Genau in diesem Ansatz lasse ich sie auch spielen. Sie möchte Astronaut sein und keine Astronautin, sie möchte manchmal Arzt sein und manchmal eben eine Ärztin. Genau das bedeutet für mich geschlechtsneutrale Erziehung. Wir müssen ihr das mit 1,5 oder 2 Jahren noch nicht genau erklären, welchen Unterschied das macht. Sie kennt natürlich den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen, hat aber bisher noch nie nach genaueren Details gefragt, da dies für sie absolut keine Rolle spielt.
So weiß Emma, dass sie ein Mädchen ist und das ihr Freund Fynn oder ihr Cousin ein Junge ist. Und genau da bin ich mit der geschlechtsneutralen Erziehung auch nicht einverstanden, ich muss Emma nicht sagen sie ist ein Kind oder eben geschlechtslos. Das ist einfach nicht der Fall. Sie kann alles sein, aber schlussendlich ist sie nun mal ein Mädchen, so wie ich auch eine Frau bin, ihr Cousin ein Junge und der Papa ein Mann.
Geschlechterneutrale Erziehung
Hier und da haben wir bereits bemerkt, wie sich manche richtig über eine geschlechterneutrale Erziehung echauffieren. So haben wir auch schon mal mitbekommen, dass einige Papas ihre Söhne auffordern das „Mädchenspielzeug“ nicht zum spielen zu nutzen. Schließlich sind sie ja ein Junge und kein Mädchen, welches mit Puppen spielt. Auch wurden wir schon gefragt, ob das „jungenhafte“ Spielzeug wirklich für Emma sein soll.
Wenn ich zu unserem Kinderwagen nochmal zurück komme, hatten wir auch mal ein Erlebnis in einem Einkaufscenter. Emma lag schlafend komplett in rosa gekleidet in ihrem weißen Kinderwagen mit dem blau-weißen Inneren, ein älterer Herr schaute sich Emma an und meinte, das ist ein hübscher Junge. Er ging von der Kinderwagenfarbe aus, sodass Emma auf keinen Fall ein Mädchen sein konnte.
Eine geschlechterneutrale Erziehung ist im groben Ansatz lobenswert. Allerdings bin ich der Meinung, dass man diese Erziehung auch anders lösen kann. Dies kann erreicht werden, indem man offen mit seinem Kind umgeht, es nicht in irgend eine Richtung drängt und ihm viele Möglichkeiten lässt verschiedene Dinge auszuprobieren.