Unsere süße Emma ist mittlerweile neun Wochen alt und wird von Tag zu Tag immer hübscher. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag ihrer Geburt, wo irgendwie plötzlich alles anders kam als wir am frühen Morgen noch gedacht hatten. Euch möchte ich gerne in einem Erfahrungsbericht über meine vaginale Geburt beschreiben, wie der Tag für uns war.
Als Emma zur Welt kam, waren „wir“ schon 5 Tage über dem eigentlichen Entbindungstermin. Das ist generell normal, da die meisten Kinder das Licht der Welt vor oder nach dem errechneten Termin erblicken. Eine Punktlandung auf dem errechneten Entbindungstermin ist meistens etwas Glückssache, daher kommt nur eine kleine Anzahl der Kinder am eigentlichen Geburtstermin.
Inhaltsverzeichnis
Über dem Entbindungstermin: Alle zwei Tage zum CTG
Sobald ich über dem errechneten Entbindungstermin war, musste bzw. sollte ich alle zwei Tage zum CTG bei der Frauenärztin. Wie sonst auch, war auch diesmal bei jedem CTG keinerlei Wehen festzustellen. Selbst bei der Geburt hatte das CTG bei mir keine Wehen angzeigt, dazu aber später mehr.
Zwei Tage vor Emmas Geburt ging es mir leider immer schlechter. Ich habe kaum Nahrung und auch kaum Flüssigkeiten in mir behalten können. In meiner Schwangerschaft, hatte ich generell sehr viel mit Übelkeit zu kämpfen, doch dies war im Vergleich zu den letzten Tagen vor der Geburt ein Kinderspiel. Ich wollte unbedingt eine ganz normale vaginale Geburt, doch dafür wird doch sicher etwas Kraft benötigt?
Ich habe richtig gemerkt, wie mein Körper langsam aber sicher immer schwächer wurde und das nicht nur weil es so oder so etwas schwieriger ist sich mit großem Babybauch zurecht zu finden. Vielleicht hatte ich ja bereits Wehen und durch den Druck hat sich auch mein Magen so verkrampft, dass es mir wieder hoch kam? Gerade beim ersten Kind ist es manchmal gar nicht so einfach zu unterscheiden zwischen Geburtswehen, Übungswehen oder sonstigen Schmerzen.
Eine letzte Kontrolle beim Frauenarzt
Mein Mann hat sich natürlich immer mehr Sorgen um mich gemacht. Spätestens eine Woche nach dem Entbindungstermin sollte die Geburt im Krankenhaus eingeleitet werden, doch mein Schatz wollte nicht mehr warten. Er wollte mit mir am liebsten direkt ins Krankenhaus um die Geburt einleiten zu lassen. Natürlich ist es immer am schönsten und sicher auch am einfachsten, wenn die Wehen von ganz alleine beginnen. Wenn allerdings die Kräfte von Tag zu Tag immer mehr nachlassen, wie soll man dann eine Geburt schaffen?
An einem Freitag hatten wir noch einmal einen letzten CTG-Termin bei der Frauenärztin, zu dem mein Mann eigentlich schon gar nicht mehr gehen wollte. Ich selber wollte aber unbedingt zu dem CTG-Termin, da am Mittwoch noch keinerlei Wehen aufgezeichnet worden sind.
In unregelmäßigen Abständen hatte ich immer wieder Schmerzen, daher dachte ich das müssen doch Wehen sein. Das CTG-Gerät wurde angeschlossen und während der Aufnahme habe ich immer wieder vor Schmerzen aufgestöhnt. Laut Gerät wurden aber keinerlei Wehen aufgezeichnet. Auch diesmal hat der Frauenarzt die Werte kontrolliert, mir dann aber eine Überweisung für Sonntag zum Wehenaufschreiben im Krankenhaus überreicht. Über der 40. Schwangerschaftswoche werden die Untersuchungen meistens direkt im Krankenhaus vorgenommen.
Der Anruf im Krankenhaus
Da mein Mann nicht mehr warten wollte, fuhren wir kurz nach Hause um unsere Taschen und ganz wichtig die Babyautoschale ins Auto einzuladen. Jan hat kurz im Krankenhaus angerufen, um kurz bescheid zu geben, dass wir gerne die Geburt einleiten lassen möchten. Nach mehr als zwei Tage ohne wirklich etwas zu essen und zu trinken war ich doch irgendwie froh, dass er mir die Entscheidung abgenommen hat.
Die Dame am Telefon war nicht wirklich freundlich. Es wurde gefragt, ob es denn wirklich nötig ist das wir vorbei kommen und es wäre so oder so sehr voll sodass wir mit sehr langen Wartezeiten rechnen müssen. Wir fuhren dennoch.
Ankunft im Krankenhaus und die ersten Untersuchungen
Im Krankenhaus angekommen sind wir direkt zu der Geburtsstation gegangen und haben uns angemeldet. Da ich mich schon vier Wochen vor der Geburt im Krankenhaus angemeldet habe, musste ich keinerlei Sachen mehr ausfüllen und alle meine Daten waren bereits im System.
Übrigens war alles leer, sodass ich direkt ohne Wartezeit zu der ersten Untersuchung gehen konnte. Am Telefon wollten die sicher etwas „abschrecken“, damit nicht jeder gleich bei dem ersten „Wehwehchen“ ins Krankenhaus geht.
Auch im Krankenhaus wurde ich mal wieder für 30 Minuten an das CTG-Gerät angeschlossen, das natürlich mal wieder keinerlei Wehen aufgeschrieben hat. Nach dem CTG mussten wir kurz im Wartezimmer warten, bis eine Ärztin für uns Zeit hatte um einen Ultraschall sowie eine vaginale Untersuchung vorzunehmen.
Während der vaginalen Untersuchung durch die Ärztin hatte ich wieder ein starkes Ziehen im Unterleib, und das war definitiv eine Wehe, die sogar die Ärztin fühlen konnte. Nach der Untersuchung haben wir auch erfahren, dass der Muttermund bereits 1,5 cm auf war.
Keine Einleitung der Geburt!
Da der Muttermund bereits etwas auf war, sollten wir zunächst keine Einleitung vornehmen. Spätstens am nächsten Tag würde dies in Frage kommen. Wenn ich wollte, konnte ich aber ein Zimmer beziehen und nach ein paar Stunden wieder zum Wehen aufschreiben in den Kreissaal gehen.
Mir ging es immer schlechter (mittlerweile Tag drei ohne wirklich etwas zu essen und trinken), daher haben wir ein Zimmer bezogen. Mit auf dem Zimmer lag auch eine zukünftige Mama mit dicken Babybauch, die allerdings leider weder deutsch noch englisch gesprochen hat.
Drei Stunden später: wieder im Kreißsaal zum Wehen aufschreiben, wo natürlich wieder keinerlei Wehen zu sehen waren. Dafür hatte sich aber der Muttermund weiter geöffnet, der nun bei 3cm war. Wenn einem das gesagt wird, dann steigt doch schon etwas die Vorfreude aber auch die Nervosität. Bis zum nächsten Termin um 18:00 Uhr sollten wir in der Zwischenzeit viel spazieren gehen und auch viel Treppensteigen. Auch sollte ich versuchen etwas zu essen und natürlich auch zu trinken.
Treppen hoch, Treppen runter und wie der hoch
Trotz starker Unterleibsschmerzen habe ich versucht den Tipp der Hebamme zu befolgen und spazieren zu gehen. Natürlich hat Jan mich auch durch das halbe Treppenhaus gejagt, übrigens mit großem Bauch und Schmerzen echt nicht einfach.
Natürlich hatte der Herr auch irgendwann hunger, sodass ich ihn in die Cafeteria begleiten durfte. Alleine auf dem Zimmer mit der anderen, die irgendwie die ganze zeit geweint und leider kein Wort verstanden hat, wollte ich dann doch nicht bleiben. Während er mir schön etwas vorgegessen hat (ich selber konnte seit über zwei Tagen nicht wirklich was essen), saß ich da und stöhnte ab und zu auf.
Um 18:00 Uhr sind wir dann wieder in den Kreißsaal um mal wieder ein CTG zu machen, dass wer hätte es gedacht keine Wehen aufzeichnete. Da meine Schmerzen stärker wurden der Muttermund sich aber in den 3 Stunden nicht weiter geöffnet hatte, sollte ich versuchen zu schlafen und etwas zu entspannen. Schlafen und entspannen ist in so einer Situation einfacher gesagt als getan. Sollte ich aber um 21:00 Uhr noch wach sein, soll ich wieder in den Kreißsaal kommen.
Wir liefen noch ein wenig hin und her und gingen dann aufs Zimmer. An schlafen war natürlich nicht zu denken und ich hielt es so oder so nur wenige Minuten auf dem Bett aus. Ich Lief immer hin und her, wenn ich nicht gerade auf der Toilette saß.
Die Schmerzen wurden immer stärker, sodass auch die ein oder andere Träne geflossen ist. Um 20:30 Uhr hielt ich es nicht mehr aus und wir machten uns auf den Weg in den Kreißsaal. Wir waren im laufe des Tages immer mal wieder im Kreißsaal um mit dem CTG Wehen aufschreiben zu lassen und um generell untersucht zu werden. Immer wieder wurden wir weiter vertröstet, dass wir später wieder kommen sollen. Diesmal war es allerdings anders, ich hatte starke Schmerzen und der Druck wurde immer größer.
Angekommen im Kreißsaal wurde diesmal nicht zunächst ein CTG gemacht, sondern die Hebamme hat zuerst geschaut wie weit der Muttermund geöffnet ist. Dieser war bereits auf 5cm offen, daher sagte sie:
Sie werden den Kreißsaal nicht mehr ohne Baby verlassen.
PDA oder sonstige Schmerzmittel?
Die Hebamme hatte mich gefragt, ob ich eine PDA haben möchte oder sonstige Schmerzmittel. Beides hatte ich verneint. Ich wollte die Geburt so natürlich wie nur möglich haben, vor den möglichen Nebenwirkungen einer PDA hatte ich aber auch etwas Sorge. Als Alternative könnte ich aber sehr gerne baden gehen um so noch ein bisschen entspannen zu können zwischen den einzelnen Wehen.
Erst einmal entspannte es mich ein wenig wenn Jan mir direkt über dem Steißbein die Stelle massierte oder leichten Druck ausübte. In dieser Zeit waren wir immer mal wieder alleine im Kreißsaal. Am meisten hatte aber eine Hebammenschülerin nach uns geschaut und nicht die ausgelernte Hebamme.
Das CTG hatte übrigens auch hier immer noch keine Wehen aufgezeichnet, auch wenn die Hebamme immer mal wieder die Sensoren an einer anderen Stelle zum Test befestigt hatten. Immerhin waren die Herztöne von Emma kräftig und gut zu hören.
Nach einiger Zeit im Kreißsaal wurde ich wieder gefragt, ob ich baden mag was ich dann mal ausprobieren wollte. Direkt neben an war ein normales Bad mit einer normalen Badewanne, in der mir die Hebamme Badewasser einließ. Die ersten 10 Minuten im Badewasser waren recht angenehm und und die Pausen zwischen den Wehen waren entspannender. In dieser Zeit war die Hebammenschülerin die ganze Zeit mit im Bad, welche in regelmäßigen Abständen direkt in der Badewanne die Herztöne von unserem Baby mit einem kleinen Gerät gemessen hat.
Leider wurde es mit den Wehen immer schlimmer, bis sogar eine Wehe nach der anderen folgte und das ohne wirkliche Pause dazwischen. Obwohl ich verschiedene Positionen in der Badewanne ausprobiert habe (auf dem Rücken, auf der Seite, auf allen vieren), wurde es immer unangenehmer.
Ganze 5 Mal habe ich versucht aus der Badewanne heraus zu kommen. Leider folgten die Wehen schnell aufeinander, sodass ich mein Bein nicht wirklich anheben konnte um über den Rand zu kommen. Ich mochte mich aber auch nicht so sehr anfassen lassen, selbst von meinem Mann nicht. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam ich endlich aus der Wanne und lief zurück in den Kreißsaal. Das Laufen war allerdings auch nicht wirklich einfach, da die Wehen schnell und stark kamen.
Die Wehen werden noch stärker
Irgendwann habe ich es geschafft wieder auf das Bett zu kommen, wobei ich mir natürlich auch hier nicht wirklich helfen lassen wollte. Die Schmerzen und der Druck waren wirklich stark, da schaltet sich dann doch manchmal der Kopf aus und man wird etwas zickig. Mein Mann und die Hebammen haben es aber zum Glück mit Humor aufgenommen.
Um die Schmerzen etwas erträglicher zu machen hilf leider auch kein Massieren mehr. Dafür hat es mir sehr geholfen die Hand von meinem Mann etwas zu „zerquetschen“. Trotz Schmerzen wollte ich immer noch kein Schmerzmittel haben.
Die Zeit verging gefühlt relativ langsam. Nach einer weiteren Stunde, in der Wehe auf Wehe gekommen ist, sagte die Hebamme: „ich sollte ruhig pressen wenn ich einen Druck nach unten verspüre“. Dem Druck gab ich auch ein paar mal nach.
Die Fruchtblase platzt
Irgendwann als ich etwas presste ist meine Fruchtblase geplatzt. Das Gefühl dabei ist sehr schwer zu beschreiben. Für mich war es ein sehr seltsames Gefühl und ich fühlte mich plötzlich sehr unwohl und meinte es stimme irgendwas nicht. Innerhalb einer Sekunde hat sich das Gefühl extrem verändert. Gerade beim ersten Kind weiß man halt nicht, was ist normal und was nicht?
Ich muss Jan wohl sehr schockiert oder ängstlich angeschaut haben, denn er hat sofort nach der Hebamme gerufen. Die Hebamme kam und sagte es sei normal das man sich anders fühle, da nun der „Puffer“ weg ist und das Baby auf einen Schlag etwas tiefer ins Becken rutscht. Schnell hatte die Hebamme zusammen mit der Schülerin die Unterlage gewechselt, sodass ich wieder „im trockenen“ lag. Der Muttermund war nun bereits 8cm geöffnet.
Unser Baby kommt
Vom Platzen der Fruchtblase bis zur Geburt unserer Emma hat es noch etwa 1,5 Stunden gedauert. In dieser Zeit wurden die Wehen immer stärker, sodass ich es kaum noch ausgehalten habe. Egal wie ich lag (viele Positionen waren aber so oder so nicht mehr möglich) es wurde trotzdem immer schlimmer.
Die Hebamme hat immer mal wieder ein Schmerzmittel angeboten. Auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, es ging nicht mehr anders. Ich konnte wählen zwischen Lachgas oder einem Tropf in dem ein Mittel war „das die Spitzen“ der Schmerzen wegnehmen sollte. Entschieden habe ich mich für den Tropf, wobei das glaube ich nur ein Placebo war, geholfen hatte es nämlich nicht.
Die Wehen kamen irgendwann so schnell, dass ich gefühlt nur Sekunden dazwischen hatte. Hier war es für mich eine große Hilfe, als mein Mann mich mit dem Atmen etwas angeleitet hat. Zu atmen kam mir nämlich in dieser Zeit irgendwie nicht mehr in den Sinn. Jan stand die ganze Zeit neben mir auf Kopfhöhe und hat meine Hand nicht mehr losgelassen.
Irgendwann meinte die Hebamme, dass über das CTG die Herztöne nicht mehr wirklich zuverlässig gemessen werden können. Aus diesem Grund sollte eine kleine Sonde am Kopf von unserem Baby befestigt werden, über die es ohne Probleme möglich ist die Herztöne zu messen. Im ersten Moment ein kleiner Schock, es kam dann doch der Gedanke: „Schlägt das Herz von Emma nicht mehr?“. Es war aber alles in Ordnung, die Sensoren vom CTG sind nur so oft verrutscht, dass das Messergebnis nicht mehr zuverlässig aufgezeichnet werden konnte.
Plötzlich standen zwei Hebammen, die Hebammenschülerin und eine Ärztin um uns herum. Emma kommt. Die Wehen sind schon seit langem fast unerträglich, trotzdem habe ich so gut es ging die „Kommandos“ von der Hebamme befolgt.
Emma ist da
Während dieser Phase der Geburt vergeht die Zeit wie im Fluge, bzw. ich selber habe nicht mehr viel um mich herum mitbekommen. Als Emma dann draußen war, war schlagartig alles besser. Die Schmerzen waren nur noch minimal da. Nachdem unser Baby kurz mit einem Tuch abgewischt worden ist, wurde sie mir auf die Brust gelegt.